Bei der Niesenglass Switzerland GmbH wird rohes Glas zu wahren Kunstwerken.

Gas und WärmeAusgabe:
65/2021
Glasbläserei Niesenglass Switzerland GmbH
Glasbläserei Niesenglass Switzerland GmbH

Im Gewerbegebiet Eichzun in Unterseen geht es zuweilen heiss zu und her. Bei der Niesenglass Switzerland GmbH wird rohes Glas zu wahren Kunstwerken.

Die Geschichte von Niesenglass begann im Frühling 2019 in Krattigen. Die beiden Glasbläser Jan Vyskocil und Maximilian Schlott gründeten ihr eigenes Unternehmen und führten fort, was sie einige Jahre zuvor zusammenbrachte: ihre leidenschaftliche Arbeit mit Glas. Durch die Kombination ihrer profunden Fähigkeiten und Kenntnisse rund um die Glasbearbeitung sind sie in der Lage, eine breite Palette von auftragsarbeiten auf Kundenwunsch umzusetzen.  

Ideale Infrastruktur durch den Anschluss ans Gasnetz der IBI

Gasnetz als Standortvorteil

Im Herbst 2021 verlegten die beiden ihr Geschäft nach Interlaken – und das mit gutem Grund. Ihr Atelier liegt nun direkt neben der Crea-Glass GmbH, die ihrerseits den Ruf als erfolgreiches und anerkanntes Schweizer Dienstleistungs-Unternehmen im Glassektor geniesst. Beide Firmen operieren selbständig, aber partnerschaftlich. «Der Standort auf dem Bödeli verstärkt den Charakter von Niesenglass als Produzent. «Wir profitieren hier von der Verbindung zu Crea-Glass und können beiderseits Synergien nutzen, zum Beispiel die gemeinsam betriebene Schleiferei. Ausserdem bietet der Standort bessere Logistikmöglichkeiten und durch den Anschluss ans Gasnetz der IBI eine ideale Infrastruktur», so Maximilian Schlott.

Wo Energie spürbar wird

Betritt man das Atelier, sieht und spürt man sofort, dass hier Strom und Gas in rohen Mengen verbraucht wird. Angesichts der Unternehmensgrösse dürfte Niesenglass in dieser Hinsicht auf dem Bödeli wohl konkurrenzlos sein. Gleich mehrere Öfen stehen für die verschiedenen Prozesse der Glasproduktion bereit. Im elektrischen Hauptofen wird das Rohglas bei 1'120 °C geschmolzen.

Der Ofen leistet 30’000 Watt und läuft während der Arbeits-Sessions rund um die Uhr. Aus- und eingeschaltet wird er nur zwei bis drei Mal pro Jahr. Kühlt das Glas während der Bearbeitung zu sehr ab, wird es in der Rückwärmetrommel, bei 1'000 Grad wieder erwärmt. Dieser Nebenofen wird mit Erdgas betrieben und leistet 150'000 Watt. Nach dem Blasen und Formen werden die Objekte von der Glasmacherpfeife abgeschlagen und in den 500 Grad heissen Abkühlofen gestellt, wo sie während einigen Stunden auf Raumtemperatur heruntergekühlt werden. Ein abkühlen bei Raumtemperatur würde das Glas sofort springen lassen.

Nach dem Schmelzen wird das heisse Glas auf der Pfeife vorgeformt
Nach dem Schmelzen wird das heisse Glas auf der Pfeife vorgeformt

Globale Kundschaft

Während der Glasbearbeitung sind Präzision und genaues Timing unerlässlich, denn der heisse Werkstoff kühlt schnell wieder ab. Hektik kommt dennoch keine auf – Maximilian Schlott und Jan Vyskocil funktionieren als Team wie ein Uhrwerk – jeder Handgriff sitzt, gesprochen wird wenig. Gekonnt formen sie rohes Glas zu Vasen, Lampen, Glasskulpturen oder zu Elementen für komplexe Installationen im Kunst- und Architekturbereich.

Vom Prototyp bis zur Serie bieten die beiden Glasprofis einen umfassenden Service für ihre Kunden, darunter oft Designer, Architekten und Künstler. So fanden ihre Werke auch den Weg in die Picasso-Ausstellung der Fondation Beyeler in Basel. Rund 80 Prozent der Produkte sind für den Schweizer Markt bestimmt; 20 Prozent finden Abnehmer in Japan, den USA, Finnland Deutschland und Tschechien.

Vase «Resonate» 2019 – Design Helena Tapajnova für Fondation Beyeler
Vase «Resonate» 2019 – Design Helena Tapajnova für Fondation Beyeler

Auch mit Design- und Kunstuniversitäten arbeiten Schlott und Vyskocil zusammen; teilweise direkt vor Ort mit ihrem mobilen Glasschmelzofen der mit Propan betrieben wird. Diese transportablen Glasschmelzöfen entwickeln und vertreiben sie als erstes europäisches Unternehmen auch gleich selbst.

Kontakt

Niesenglass Switzerland GmbH
Eichzun 4
3800 Unterseen
www.niesenglass.ch

Text: Name Autor

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