Die zunehmende Zahl dezentraler Produktionsanlagen verändert die Energieflüsse im Stromnetz grundlegend. Die Zielnetzplanung integriert diese Herausforderungen in die Planung des Stromnetzes von morgen. 

StromAusgabe:
78/2025
Interlaken Bahnhofstrasse

Die zunehmende Zahl dezentraler Produktionsanlagen, insbesondere von Photovoltaikanlagen, verändert die Energieflüsse im Stromnetz grundlegend. Die Zielnetzplanung ermöglicht es, diese Herausforderungen in die Planung des Stromnetzes von morgen zu integrieren. 

Während Strom früher vorwiegend in einer Richtung von zentralen Kraftwerken zu den Verbrauchern floss, speisen heute unzählige kleinere Anlagen Energie zurück ins lokale Verteilnetz. Damit dieses auch künftig stabil, sicher und leistungsfähig bleibt, braucht es gezielte Um- und Ausbauten. Doch solche Projekte sind zeitaufwendig: Der Bau einer neuen Trafostation kann allein wegen Bewilligungsverfahren und Lieferfristen ein bis zwei Jahre dauern.

Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, ist eine durchdachte, langfristige Planung entscheidend. Dabei spielt auch die Lebensdauer der Netzkomponenten eine wichtige Rolle: Leitungen, Transformatoren oder Schaltanlagen haben eine Lebensdauer von rund 40 Jahren. Entscheidungen, die heute getroffen werden, wirken weit in die Zukunft.

Kapazität erhöhen: Einziehen neuer Stromkabel in Matten
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Neue Trafostation zur Erschliessung des Neubaus beim Westbahnhof
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Zielnetzplanung – strategische Grundlage für den Netzausbau 

Mit der Zielnetzplanung blickt die IBI bis ins Jahr 2050. Auf Basis der nationalen Energiestrategie sowie von Studien verschiedener Behörden und Fachverbände untersucht die IBI, wie sich die Stromflüsse auf dem Bödeli entwickeln könnten. Im Fokus der verschiedenen Entwicklungsszenarien stehen dabei der Ausbau der Photovoltaik, die Zunahme der Elektromobilität und Veränderungen bei den Heizsystemen. 


Doch reine Technologieprognosen reichen nicht aus. Auch lokale Faktoren wie die Entwicklung von Wohn-, Industrie- und Gewerbegebieten sowie die zunehmende Relevanz von Ladeinfrastrukturen in Tiefgaragen oder auf Parkplätzen werden berücksichtigt. Diese Szenarien fliessen in Netzmodelle ein, mit denen sich die Auswirkungen auf die Strominfrastruktur simulieren lassen – sowohl im verbrauchsintensiven Winter als auch im PV-dominierten Sommer. 

Die Resultate der Zielnetzplanung ermöglichen eine gezielte Auslegung künftiger Leitungen und Trafostationen. Gleichzeitig bildet sie die Grundlage für technologische Weiterentwicklungen im Netz – etwa für die optimale Platzierung von Batteriespeichern. Das Netz kann so entlastet und teure Netzausbauten können vermieden werden. 

Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule 

Ein wichtiger Partner bei diesem Projekt ist die Berner Fachhochschule. Sie bringt praxisnahes Know-how und aktuelle Forschungserkenntnisse ein und unterstützt die IBI dabei, eine fundierte und zukunftsorientierte Zielnetzplanung zu entwickeln. Das Labor legt den Schwerpunkt auf die Analyse und Optimierung von Verteilnetzen, insbesondere im Zusammenhang mit der zunehmenden Dezentralisierung und Integration erneuerbarer Energien. Dabei kommen moderne Netzsimulationstools und Messgeräte zum Einsatz. In enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern ist das Labor in vielfältige angewandte Forschungsprojekte eingebunden. Gemeinsam mit den Partnern verfolgt es das Ziel, eine stabile und effiziente Stromversorgung zu gewährleisten.

Mit der Zielnetzplanung schafft die IBI schon heute die Grundlagen für ein zukunftssicheres, nachhaltiges und leistungsfähiges Stromnetz – für die Energiewelt von morgen. 

Erfolgsmodell TOP-40 

Planen Sie eine Photovoltaikanlage oder produzieren Sie bereits Sonnenstrom? Mit der Teilnahme am Programm TOP-40 helfen Sie mit, Spitzenlasten zu minimieren und unser Stromnetz zukunftssicher zu machen. Durch die Erhöhung des Eigenverbrauchs wird Ihre Anlage schneller amortisiert. Darüber hinaus profitieren Sie von einer um 10 % höheren Rückliefervergütung. 

Zwischen Januar und April 2025 konnte durch die Teilnahme von 55 Anlagen die Netzbelastung um rund 300 Kilowatt (kW) verringert werden. Diese Reduktion schafft Platz für rund 20 zusätzliche PV-Anlagen auf dem Bödeli.  

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