Der Trend zu Photovoltaikanlagen auf dem Bödeli hält noch immer an. Um in Zukunft auch weitere Anlagen ans Netz anbinden zu können, ist eine solidarische Lösung gefragt. Hier greift das Programm TOP-40. 

StromAusgabe:
77/2025

Der Trend zu Photovoltaikanlagen auf dem Bödeli hält noch immer an. Um in Zukunft auch weitere Anlagen ans Netz anbinden zu können, ist eine solidarische Lösung gefragt. Hier greift das Programm TOP-40. 

Immer mehr Sonnenstrom 

110 neue Anlagen wurden 2024 auf dem Bödeli ans Netz angebunden. Allein diese neuen Anlagen werden jährlich über 3,3 Gigawattstunden Strom erzeugen – entsprechend einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 730 Haushalten. Auch für die nächsten Jahre rechnet die IBI mit mindestens 100 neuen Anlagen pro Jahr, und damit einer zusätzlichen Leistung von je ca. 2 Megawatt. Sonnenstrom trägt damit massgeblich zur Energieversorgung und zu den Klimazielen bei.

Netzausbau kostet Zeit und Geld 

Die Kehrseite der Sonnenstrom-Medaille: Jedes Verteilnetz hat Grenzen. Es wird mit jeder neu angeschlossenen PV-Anlage zusätzlich belastet und muss früher oder später durch den Netzbetreiber ausgebaut werden. Das kostet Zeit und Geld. 

Am Beispiel der neuen PV-Grossanlage an der Seestrasse in Unterseen zeigt sich, welche Konsequenzen eine Anlage dieser Grösse für das Stromnetz haben kann:  Die Anlage auf dem neuen Milchviehlaufstall wurde im Oktober 2024 in Betrieb genommen und leistet bis zu 290 Kilowatt. Ohne einen grossen 500-Ampère-Netzanschluss und ohne den Bau einer neuen Trafostation für das Gebiet Wyden, wäre bestenfalls eine sehr geringe Einspeisung möglich gewesen.  

PV-Grossanlage an der Seestrasse in Unterseen
PV-Grossanlage an der Seestrasse in Unterseen

Keine Kleinigkeit, denn mit einem Gesamtgewicht von fast 20 Tonnen für Trafostation, Transformator, Schaltanlagen, Fundamente und Vorschacht ist die Anlage ein rechter Brocken. Nach dem Anschluss an das 16'000-V-Netz wurde die Station in Betrieb genommen und schliesslich die Zuleitung für die PV-Anlage eingezogen. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 200‘000 Franken. Von der Projektierung bis zur Inbetriebnahme vergingen über 12 Monate. Allein das Genehmigungsverfahren beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat (ESTI) beanspruchte 6 Monate.  

13 Tonnen Material: Trafostation und Transformator werden angeliefert
13 Tonnen Material: Trafostation und Transformator werden angeliefert
Bau der neuen Trafostation Wyden
Bau der neuen Trafostation Wyden

Programm TOP-40 begünstigt weiteren PV-Ausbau 

Betreiber*innen einer Photovoltaikanlage sind wichtige Akteure der Energiewende. Doch mit dem stetig wachsenden Anteil von Sonnenstrom in unserem Netz stehen wir gemeinsam vor neuen Herausforderungen: Ein stabiles, leistungsfähiges und finanzierbares Stromnetz erfordert intelligente Lösungen und vor allem Zusammenarbeit. Im Herbst 2024 hat die IBI deshalb TOP-40 eingeführt – ein innovatives Programm, das die Einspeisung von Sonnenstrom optimiert und dabei für alle Beteiligten Vorteile schafft. 

Wie funktioniert TOP-40? 

6 % weniger einspeisen – 10 Prozent mehr verdienen. Klingt einfach? Ist es auch! Die meisten PV-Anlagen erreichen ihre theoretische Höchstleistung nur an wenigen Tagen im Jahr unter optimalen Bedingungen. Trotzdem wird das Netz für diese Maximalwerte ausgelegt. Mit TOP-40 erklären sich Produzent*innen bereit, die Leistungsspitzen auf 60 % der Modulleistung zu begrenzen. Dies erlaubt es, die Spitzen zu brechen und somit die Überlastung des Stromnetzes zu verhindern. 


Das bedeutet: 

  • Der Produktionsrückgang beträgt im Jahresverlauf lediglich 1 bis 6 %, abhängig von der Ausrichtung der Anlage. 

  • Als Ausgleich wird der eingespeiste Strom mit einem um 10 % höheren Rückliefertarif vergütet.


Unter dem Strich entstehen für die Produzent*innen keine finanziellen Einbussen – die höhere Vergütung gleicht den kleinen Verlust aus. Die Einstellung lässt sich zudem unkompliziert am Wechselrichter vornehmen. 


Eigenverbrauch optimieren
 

Vorrangiges Ziel der Anlagebetreiber*innen bleibt der maximale Eigenverbrauch – und TOP-40 ändert daran nichts. Je mehr Strom direkt vor Ort genutzt wird, zum Beispiel für E-Mobilität oder Wärme- und Kühlzwecke, desto besser. So lässt sich das volle Potenzial einer Anlage ausschöpfen und zusätzlich Netzkosten sparen. 
 

Im Idealfall wird die ”überschüssige" Energie direkt im Gebäude verbraucht
Im Idealfall wird die ”überschüssige" Energie direkt im Gebäude verbraucht


Win-win
 

Mit TOP-40 schaffen wir eine Win-win-Situation: Produzent*innen profitieren finanziell, während wir gemeinsam das Stromnetz stabil und zukunftsfähig gestalten und so auch zukünftigen Produzent*innen den Weg zur neuen PV-Anlage ebnen. Die IBI setzt auf die Unterstützung der PV-Betreiber*innen und Installateure, um die Energiewende im Versorgungsgebiet nachhaltig voranzubringen. 

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