Die Gas- und Strompreise sind rasant angestiegen. Für Energieversorger wird die Finanzierung zur Herausforderung. 

Gas und WärmeAusgabe:
68/2022
Die rasant ansteigenden Energiepreise fordern die Energieversorger heraus:
Die rasant ansteigenden Energiepreise fordern die Energieversorger heraus:

Die rasant ansteigenden Energiepreise fordern die Energieversorger heraus: Die Strommärkte funktionieren zeitversetzt, indem die Kosten zuerst dem Versorger und erst später dem Endverbraucher verrechnet werden. Für Stromlieferanten wie die IBI heisst dies, die Funktion einer Bank wahrzunehmen. 

Der sprunghafte Anstieg der Energiepreise bringt die Energiemärkte weltweit aus dem Gleichgewicht. Für die Energieversorger bedeutet dies, dass sie die Rolle einer «Darlehensbank» wahrnehmen. 

Seit März 2021 hat sich der Gaspreis verfünffacht, der Strompreis ist um das 4-fache gestiegen. Ein leichter, aber stetiger Anstieg war bereits seit einigen Monaten zu verzeichnen, u.a. ausgelöst durch die Corona-Situation. Der Krieg in der Ukraine hat nun die Energiepreise sprunghaft ansteigen lassen, eine rasche Kehrtwende ist nicht in Sicht. 

Die Energiepreise für Gas und Strom sind massiv gestiegen. Dies hat weitreichende Folgen auf die Strom- und Gaskosten, aber auch auf die Preise vieler anderer Güter.

Die Stromversorgung in der Schweiz ist über Fixpreise geregelt, die jeweils am 31. August für das Folgejahr festgelegt werden. Allfällige Preisanpassungen werden jeweils im Herbst kommuniziert und gelten dann ab 1. Januar des neuen Kalenderjahres. Anders als beim Strom können die Gaspreise auch während des Jahres angepasst werden; in den letzten Monaten wurde der IBI-Gaspreis bereits mehrfach erhöht. 

Reagiert auf die explodierten Marktpreise: Martin Grüring, CFO.
Reagiert auf die explodierten Marktpreise: Martin Grüring, CFO.

So funktionieren Energieversorger 

Energieversorger wie die IBI beziehen Strom und das Gas bei ihren Vorlieferanten. Die Beschaffung dieser Energie erfolgt zu den jeweils aktuellen Marktpreisen. Aktuell bezahlt die IBI ein Vielfaches von dem, was sie ihren Kundinnen und Kunden in Rechnung stellen kann. Dies führt zu einem vorübergehenden sehr hohen Finanzierungsbedarf, um die Liquidität sicherzustellen. 

Aktuell stehen der Einkaufs- und der Verkaufspreis in keinem Verhältnis mehr. Die IBI hat sich auf diese Situation vorbereitet und in der ersten Januarwoche 2022 Bankdarlehen im Umfang von CHF 8.5 Mio. aufgenommen, um eine ausreichende Liquidität sicherzustellen.

Martin Grüring, CFO

Situationen wie jetzt, welche zu mehreren Gaspreiserhöhungen während des Jahres und zu einer bedeutenden Strompreiserhöhung im Folgejahr führen, sind in diesem Umfang aussergewöhnlich. Die IBI ist solide finanziert und verfügt über genügend finanzielle Reserven sowie Kreditlimiten, um zu reagieren. Dies auch dank der Erfahrung, des Fachwissens und der laufenden Beobachtung der Energiemarktentwicklung. 

Monatliche Gasrechnung an die IBI 

Die IBI bezieht das Gas bei der Vorlieferantin Erdgas Thunersee AG. Die Rechnung wird monatlich beglichen. Die Verrechnung an die IBI-Kunden erfolgt jedoch quartalsweise. Dies führt dazu, dass die IBI die Vorfinanzierung sicherstellen muss. Die Jahresvergleiche zeigen, dass die IBI im ersten Quartal 2022 rund CHF 2.1 Mio. mehr vorfinanziert hat als im Vorjahr. 

5 Millionen mehr für Stromeinkauf 

Das Budget für die Strombeschaffungskosten von Seiten IBI wurde für das Jahr 2022 mit CHF 6 Mio. kalkuliert und die Preise wurden auf dieser Basis festgelegt. Inzwischen sind die Strompreise so stark angestiegen, dass ein Beschaffungsvolumen von CHF 11 Mio. resultiert. Für die IBI bedeutet dies eine Vorfinanzierung von zusätzlichen CHF 5 Mio. Die Strompreise, die den Endkunden in der Grundversorgung verrechnet werden können, sind bis Ende des laufenden Kalenderjahres festgelegt und nicht veränderbar. Es ist daher ab dem Jahr 2023 mit bedeutenden Preiserhöhungen zu rechnen. 

Sprunghafter Anstieg auch bei den Strompreisen.
Sprunghafter Anstieg auch bei den Strompreisen.

Regulatorien und Marge 

Die IBI hält die regulatorischen Vorgaben konsequent ein. Auch ist es für die IBI selbstverständlich, aus den Preisanpassungen keinen Mehrgewinn zu generieren. 

Die Kundinnen und Kunden müssen im Jahr 2023 mit höheren Energiekosten rechnen.

Die Preisfestlegung für das Jahr 2023 wird die Preisanpassung aufgrund der hohen Beschaffungskosten beinhalten. Anteilig aufgerechnet wird zudem der entgangene Ertrag bzw. die Vorfinanzierung aus dem laufenden Jahr 2022, um die Rechnung wieder auszugleichen. 

Text: Valérie Burnier Bühler

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Entwicklung Gaspreise

Zoom: Die Gaspreise sind massiv gestiegen.
Die Gaspreise sind massiv gestiegen.

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